Komponieren im Dienst einer universalen Humanität und Toleranz
Sündige Fantasien einer Nonne, unzüchtige Ausschweifungen eines Priesters, Neid und Eifersucht bigotter Kleinbürger - und über allem der politische Masterplan eines ehrgeizigen Kirchenmanns: Aus dieser Gemengelage entstand in einer französischen Provinzstadt des frühen 17. Jahrhunderts ein Exorzismus-Exzess. Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki machte 1969 daraus eine Oper.
Die Münchner Erstaufführung von Die Teufel von Loudun veranlasst nun die Bayerische Staatsoper, in der dritten Ausgabe ihrer Reihe Stelldichein! Münchner Operngespräche erneut den Dialog zu suchen. Sie ist diesmal zu Gast in der Katholischen Akademie, wo dem Komponisten 2002 der Romano-Guardini-Preis verliehen wurde.
Heute folgen nun ebendorthin Künstler*innen, Musikwissenschaftler*innen und Theolog*innen der Einladung, sich mit den zahlreichen Facetten des Musikers und Menschen Penderecki auseinanderzusetzen. Die Anknüpfungspunkte sind so vielfältig wie seine Interessen, die ihm auch immer Inspiration für seine Musik waren: seine Nähe zu Literatur und bildender Kunst, seine Liebe zu Bäumen, seine philosophische und katholische Weltsicht oder sein feiner Humor.
Seine Musik wendet sich nach avantgardistischen Anfängen traditionellen Formen zu, umfasst Vokalmusik, Symphonisches, Solokonzerte, Kammermusik, Klavierwerke, sogar Filmmusik. Kein moderner Komponist - den Franzosen Olivier Messiaen ausgenommen - hat so viel geistliche Musik geschrieben wie Penderecki. Das Bewusstsein als Zeitzeuge des Zweiten Weltkriegs, die Verinnerlichung der Bedeutung von Auschwitz bestimmen sein Schreiben, das er als „Komponieren im Dienst einer universalen Humanität und Toleranz“ versteht.
Corinna Jarosch
Der Kartenverkauf läuft ausschließlich über die Bayerische Staatsoper. Tickets zu 20 (ermäßigt 10) Euro erhalten Sie über die Tageskasse der Bayerischen Staatsoper, Marstallplatz 5, 80539 München. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 10.00 bis 19.00 Uhr.
Telefon: 089 2185-1920.
tickets@staatsoper.de
www.staatsoper.de
19.00 Uhr
Begrüßung
Dr. Johannes Schießl,
Studienleiter an der Katholischen Akademie in Bayern
Krzysztof Penderecki (1933–2020): Capriccio per Siegfried Palm für Violoncello solo (1968)
Avantgarde mit menschlichem Antlitz - Ein Kurzporträt des Komponisten Krzysztof Penderecki
Prof. Dr. Meinrad Walter,
Musikwissenschaftler und Theologe aus Freiburg / Breisgau
Krzysztof Penderecki: Ciaccona - In memoriam Giovanni Paolo II für Violine und Violoncello (2005)
Gespräch zum Komponisten
mit Jakob Spahn,
Solocellist des Bayerischen Staatsorchesters,
und Professor Meinrad Walter
Krzysztof Penderecki: N. N. für Violoncello solo
Gespräch zur Oper
mit Staatsintendant Serge Dorny,
Prof. Dr. Gisela Muschiol,
Kirchenhistorikerin an der Universität Bonn,
und Prof. Dr. Christof Breitsameter,
Moraltheologe an der LMU München
Krzysztof Penderecki: „Abschied“ aus dem Quartett für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello (1993)
Schlusswort
PD Dr. Achim Budde,
Direktor der Katholischen Akademie in Bayern
Moderation der Gespräche
Prof. Dr. Magdalena Zorn,
Musikwissenschaftlerin an der Universität Frankfurt / Main
Ausführende
Jakob Spahn, Violoncello
David Schultheiß, Violine
N. N., Viola
N. N., Klarinette
Ausklang bei Wein und Brot, bei schönem Wetter im Park der Akademie
Corona-Regeln
Es gelten die zum Zeitpunkt der Veranstaltung aktuellen rechtlichen Vorgaben zum Infektionsschutz. Wir empfehlen das Tragen einer Maske, wo Abstände nicht eingehalten werden können.
Karten und Preise
Der Kartenverkauf läuft ausschließlich über die Bayerische Staatsoper. Tickets zu 20 (ermäßigt 10) Euro erhalten Sie über die Tageskasse der Bayerischen Staatsoper, Marstallplatz 5, 80539 München. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 10.00 bis 19.00 Uhr.
Telefon: 089 2185-1920.
tickets@staatsoper.de
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Bildnachweis: Krzysztof Penderecki; ©Pr osv; wikimedia commons
Der letzte F-Dur-Akkord des Larghetto-Satzes aus Krzysztof Pendereckis Klarinetten-Quartett war gerade verklungen, als Professor Albert Scharf seine Laudatio mit einem Zitat Romano Guardinis begann: „Vollkommen ist das alles, doch Trauer ist darüber.“ Schlagartig wurde klar, wie glücklich die Wahl des polnischen Komponisten für den diesjährigen Guardini-Preis der Katholischen Akademie ist.
Nach Carl Orff (1974) und Eugen Jochum (1985) erhielt zum dritten Mal ein Musiker den 1970 nach dem berühmten Religionsphilosophen benannten Preis. (2012 kam noch Nikolaus Harnoncourt dazu; Anm. d. Red.) In der Tat hat sich der 68-jährige Penderecki „hervorragende Verdienste um die Interpretation von Zeit und Welt“ erworben, wie es in der Preisbegründung heißt ...
Kardinal Friedrich Wetter würdigte Penderecki als einen Künstler, der seine Welterfahrung „im Lichte Gottes“ interpretiere: „In Ihrer Musik bringen Sie Ihren Glauben zum Klingen.“ Penderecki rühre an das Mysterium Gottes, „das unaussprechbar ist, über das man aber auch nicht schweigen darf“.
Quasi als Beweis für diese letzte Spannung der Kunst erklang gegen Ende der Feierstunde in der Akademie Pendereckis „Agnus Dei“ von 1981 ... Wie auf einem Schwarz-Weiß-Foto steht dem „Peccata“–Aufschrei des Chores der stille, aber nicht minder eindringliche Wunsch nach ewigem Frieden gegenüber.
Johannes Schießl
Aus: Glauben zum Klingen bringen, Münchner Kirchenzeitung, 13. Oktober 2002, Seite 13