Romano Guardini

Leben und Werk

Romano Guardini - Kurzporträt

Romano Guardini (1885-1968) war einer der bedeutendsten katholischen Religionsphilosophen und Theologen des 20. Jahrhunderts. Als kritischer Beobachter seiner Zeit suchte er, fragend und doch eindeutige Maßstäbe aufzeigend, Orientierung zu geben. Sein Anliegen war die wechselseitige Erhellung von Glaube und Welt im Dienst der Wahrheit und der Daseinsdeutung. Er setzte sich mit allen Grundfragen des christlichen Glaubens sowie mit Zeit- und Kulturfragen auseinander und befasste sich nicht zuletzt mit bedeutenden Gestalten der europäischen Dichtung und Philosophie.

Guardini wurde am 17. Februar 1885 in Verona geboren und wuchs in Deutschland auf. In Mainz besuchte er das Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er zunächst in Tübingen Chemie, in München und Berlin Nationalökonomie, dann in Freiburg und wieder in Tübingen Theologie. Im Jahre 1910 wurde er zum Priester geweiht und war dann mehrere Jahre in der Seelsorge tätig. 1920 ging er nach Bonn und habilitierte sich dort 1922 für Theologie. Ein Jahr später wurde er auf den an der Universität Berlin neu errichteten Lehrstuhl für Religionsphilosophie und katholische Weltanschauung berufen. Ab 1924 wirkte er als Wegbereiter und Inspirator der katholischen Jugendbewegung Quickborn und war führend in der deutschen liturgischen Bewegung. Mit seinen Schriften übte er starken Einfluss auf die gebildeten Schichten des deutschen Katholizismus.

Im Jahre 1939 wurde sein Berliner Lehrstuhl durch die Nazis aufgehoben. Zunächst arbeitete Guardini als Privatgelehrter im Allgäu weiter. Im Herbst 1945 wurde er dann an die Universität Tübingen auf den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung berufen. Von 1948 bis 1962 hatte er den gleichnamigen Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät der Universität München inne. An der dortigen Universitätskirche St. Ludwig wirkte er zugleich als Pfarrer und Universitätsprediger. 1952 erhielt er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und in den Jahren danach eine Vielzahl weiterer hoher Auszeichnungen im In- und Ausland. Im Jahre 1961 wurde er zum Mitglied der liturgischen Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) ernannt. Er starb in München am 1. Oktober 1968.

Sein literarischer Nachlass und seine Autorenrechte werden von der Katholischen Akademie in Bayern verwaltet, die auch ein für die Forschung zugängliches Archiv seiner Schriften aufgebaut hat.

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Lebenslauf in Daten

Finden Sie nachfolgend die Auflistung der wichtigsten Lebensstationen von Romano Guardini.

Das Leben von Romano Guardini

 

 

1885

17. Februar, Geburt in Verona

Der Vater Romano Tullo ist Geflügelgroßhändler. Die Mutter Paola Maria stammt aus Südtirol

 

 

1886

Übersiedlung der Familie nach Mainz

 

 

1903

Reifeprüfung am Humanistischen Gymnasium in Mainz

Studium der Chemie in Tübingen

 

 

1904

Studium der Nationalökonomie in München und Berlin

 

 

1906

Studium der Theologie in Freiburg i.Br. und in Tübingen

 

 

1910

28. Mai, Priesterweihe in Mainz

 

 

1911

Als einziger seiner Familie Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit Kaplan in Heppenheim, Darmstadt und Worms

 

 

1912

Kaplan in Mainz (St. Christoph)

Beurlaubung zum Weiterstudium

 

 

1915

Promotion zum Dr. theol. an der Universität Freiburg mit der Dissertation „Die Lehre des heil. Bonaventura von der Erlösung. Ein Beitrag zur Geschichte und zum System der Erlösungslehre“ (gedruckt 1922)

Kaplan in Mainz (St. Ignaz, St. Peter, St. Emmeram)

 

 

1916

Militärdienst als Krankenwärter

 

 

1918

Veröffentlichung des Werks „Vom Geist der Liturgie“ als erstes Bändchen der Laacher Reihe „Ecclesia orans“

 

 

 

1920

Beurlaubung zur Habilitation in Bonn. Hausgeistlicher im Kloster St. Adelheid,

Seelsorger in Niederholtorf bei Bonn

Auf Einladung Hermann Hoffmanns zum ersten Mal auf Burg Rothenfels am Main anläßlich des zweiten deutschen Treffens der katholischen Jugendbewegung „Quickborn“

 

 

1922

Habilitation an der Universität Bonn. Thema der Habilitationsschrift „Die Lehre vom lumen mentis, von der gradatio entium und von der influentia sensus et motus und ihre Bedeutung für den Aufbau des Systems Bonaventuras“ (hrsg. 1964)

Privatdozent für Systematische Theologie an der Universität Bonn

 

 

1923

Berufung durch den Preußischen Kultusminister Carl Becker auf den neu errichteten Lehrstuhl für “Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung“ an der Universität Berlin (aus organisatorischen Gründen Mitglied der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Breslau mit der Verpflichtung, als ständiger Gast an der Universität Berlin zu lesen)

 

 

1924

Mitherausgeber der 1920 von Josef Aussem gegründeten „Quickborn“-Zeitschrift „Die Schildgenossen“

Seit dieser Zeit geistiger Mittelpunkt des „Quickborn“

 

 

1927

Bundesleiter des „Quickborn“; zugleich Leiter von Burg Rothenfels am Main

 

 

1935

Zum 50. Geburtstag Ehrung mit der Festschrift „Christliche Verwirklichung“, hrsg. von Karlheinz Schmidthüs

 

 

1937

Erste Buchauflage von „Der Herr. Betrachtungen über die Person und das Leben Jesu Christi“ nach vorhergehenden Einzellieferungen unter dem Titel „Aus dem Leben des Herrn“ von 1933 bis 1934

 

 

1939

Aufhebung des Lehrstuhls in Berlin und Zwangspensionierung Verbot der Arbeit auf Burg Rothenfels und Konfiszierung der Burg durch die Nationalsozialisten

 

 

1941

Verbot der Zeitschrift „Die Schildgenossen“; Redeverbot

 

 

1943

Bis zum Kriegsende Aufenthalt bei seinem Freund Josef Weiger, Pfarrer in Mooshausen im schwäbischen Allgäu

 

 

1945

Auf Veranlassung des Württembergischen Kultusministers Carlo Schmid Berufung auf den Lehrstuhl ad personam für „Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung“ an der Universität Tübingen

 

 

1948

Berufung auf einen gleichbenannten Lehrstuhl an der Philosophischen Fakultät der Universität München

 

 

1950

Veröffentlichung der Psalmen-Übersetzung „Deutscher Psalter“ (im Auftrag der deutschen Bischöfe)

 

 

1952

Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels Ernennung zum Päpstlichen Hausprälaten

 

 

1954

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br.

 

 

1955

Goldene Ehrenmünze der Stadt München

 

 

1956

Ehrenbürger von Verona

 

 

1957

1. Februar, richtungweisender Festvortrag über „Kultur als Werk und Gefährdung“ beim Gründungsakt der Katholischen Akademie in Bayern in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München

 

 

1958

Bayerischer Verdienstorden

Mitglied der Friedensklasse des Ordens „Pour le Mérite“

 

 

1959

Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland

 

 

1961

Ernennung zum Mitglied der liturgischen Vorbereitungskommission für das Zweite Vatikanische Konzil

 

 

1962

Verleihung des Erasmuspreises in Brüssel durch Z.K.H. Bernhard, Prinz der Niederlande

Zu Beginn des Wintersemesters Beendigung der Vorlesungstätigkeit an der Universität München aus gesundheitlichen Gründen

 

 

1963

San Zeno Preis der Stadt Verona

Ehrenbürger von Isola Vicentina, dem Wohnsitz der Familie Guardini

 

 

1965

Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universiät Padua

Ehrung durch die Stadt München mit der Medaille „München leuchtet“ in Gold

Festakt zum 80. Geburtstag in der Universität München und Überreichung der

Festschrift „Interpretation der Welt“, hrsg. von Helmut Kuhn, Heinrich Kahlefeld und Karl Forster

 

 

1968

1. Oktober, Tod in München

4. Oktober, Requiem in St. Ludwig mit Predigt von Julius Kardinal Döpfner

Begräbnis auf dem Priesterfriedhof des Oratoriums des Hl. Philipp Neri in München, St. Laurentius

 

 

1997

Letzte Ruhestätte in der Münchner Universitätskirche St. Ludwig

 

 

2017

16. Dezember, Eröffnung des Seligsprechungsprozesses durch Erzbischof Reinhard Kardinal Marx im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes im Dom Zu Unserer Lieben Frau in München

 

 

 

12.1.2018, Hö

 

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Romano Guardini (1885 bis 1968

Romano Guardini Konkordanz

Die "Romano Guardini Werkskonkordanz" entstand nach einer Idee von Prof. Dr. Hans Mercker (Mitglied des Sachverständigengremiums für den literarischen Nachlass Romano Guardinis an der Katholischen Akademie Bayern und Herausgeber der ersten Bibliographie Romano Guardinis) in Zusammenarbeit mit Wolfgang Mercker, der für die technische Umsetzung und Programmierung dieses Online-Angebotes verantwortlich zeichnet.
Die Online-Konkordanz bietet Ihnen eine KWIC-Suche (KWIC = Keyword in context) über die bedeutendsten Schriften Romano Guardinis (im Wesentlichen "Romano Guardini Werke" und "Topos Taschenbücher"). Der Textcorpus besteht im Moment aus 66 Publikationen.

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https://guardini.mercker.de/