Tagung Körper, Eros, Identität

Sexualität und gelingende Beziehungen vom Rand her gesehen

Die Videos zu allen Referaten der beiden Tage

Mit einer Tagung im Frankfurter Haus am Dom am 8. und 9. April 2022 zum Thema „Körper, Eros, Identität“ haben die Katholischen Akademien in München, Hannover und Frankfurt die Diskussionen des Forums 4 „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ des Synodalen Wegs flankiert. Damit schloss eine Reihe von fünf namhaften und zum Teil digital dokumentierten Tagungen des Leiterkreises der Katholischen Akademien in den Jahren 2020 bis 2022 ab.

Die Veranstaltung

 

Vor Ort in Frankfurt hatten sich 22 Teilnehmende eingefunden, im durchweg zur Verfügung stehenden Livestream bis zu 350 Zuschauer*innen.

Drei Panels bestanden jeweils aus einem Vortrag aus der Vogelperspektive, zwei oder drei Fokusvorträgen und schließlich Repliken aus der Sicht von Betroffenen, von Synodalteilnehmenden und der Weltkirche.

Das erste Panel stand unter dem Motto Geschichte und begann mit einem Vortrag des Heidelberger Ethnologen Guido Sprenger. Seine persönliche Einschätzung am Ende des Vortrags lautete sinngemäß, dass die Katholische Kirche bei dem Ausmaß, in dem sie über Sexualität spricht und diese regulieren will, eine „hochgradig sexualisierte Institution“ sei. Damit wurde eine erste Markierung gesetzt, die auch während der Tagung diskutiert wurde.

Die sich daran anschließenden Vorträge vollzogen einen Streifzug durch die Geschichte vom frühen Christentum bis ins 20. Jahrhundert und deckten die Themen Körper, Sexualität, Ehe, Keuschheit und päpstliches Lehramt ab. Dabei wurde deutlich, dass der oft beschworene Vorwurf der Leibfeindlichkeit der Katholischen Kirche zwar seine Berechtigung hat, manche Aspekte aber auch differenzierter betrachtet werden müssen. Das spiegelte sich auch in den Repliken wieder, wo deutlich wurde, dass es aus der Geschichte durchaus anregende Impulse für die heutige Zeit geben könnte.

Am Abend fand eine Veranstaltung mit der Preisträgerin des Deutschen Buchpreise 2021, Antje Rávik Strubel, statt. Die Autorin las Passagen aus ihrem preisgekrönten Buch Blaue Frau und wurde von Akademiedirektorin und Mitorganisatorin Dr. Ruth Bendels aus Hannover zu ihren Motiven und ihrer Poetik befragt.

Das zweite Panel beschäftigte sich unter dem Titel Kultur des Eros mit den Sichtweisen von drei großen Weltreligionen auf Eros und Sexualität. Eingeleitet wurde das Panel jedoch zunächst mit einem Vortrag zum Thema Ambiguität und dem Aushalten derselben. Dem folgten dann eine islamische, eine buddhistische und eine christliche Sicht auf „Körper, Eros, Identität“, mit besonderem Fokus auf die jeweiligen heiligen Schriften und Regeltexte.

Die Repliken bemerkten u.a., dass sich die Religionen teilweise mit Ambiguität schwertun und gerne auf Vereinheitlichung pochen, gerade wenn es um Geschlechterfragen geht.

Im dritten und letzten Panel setzten sich die Vortragenden mit dem Thema Identität auseinander. Der einleitende Vortrag ging zunächst darauf ein, was Identität aus philosophischer Sicht bedeutet. Dem folgte die Sicht aus der Psychologie bzw. Psychotherapie, was es für die Entwicklung von Identität und spezifisch von sexueller Identität bedarf. Und schließlich beleuchtete ein Vortrag aus der Sexualwissenschaft die Bedeutung von Sexualität für eine gelungene Menschwerdung, in dem es besonders um (sexuelle) Selbstbestimmung und deren gesellschaftliche Anerkennung ging. Auch in den Repliken wurde deutlich, dass innerhalb kürzester Zeit getroffene Fremdzuschreibungen der Identität anderer Personen eine Schwierigkeit darstellt.

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Video von Guido Sprenger - Die Kultur der Sexualität

Prof. Dr. Guido Sprenger, Institut für Ethnologie an der Universität Heidelberg

Titel: Die Kultur der Sexualität

 

 

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Matthias Daufratshofer Körper, Eros, Identität

Dr. Matthias Daufratshofer, Wiss. Mitarbeiter am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte der Universität Münster

Titel: Besser keusch als verdammt? Das päpstliche Lehramt im 20. Jahrhundert und sein Weg in die Sackgasse

 

 

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Ines Weber Körper, Eros, Identität

Prof. Dr. Ines Weber, Institut für Kirchengeschichte und Patrologie der Universität Linz

Titel: Ehe (und Sexualität) im Mittelalter

 

 

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Theresia Heimerl Körper, Eros, Identität

Prof. Dr. Dr. Theresia Heimerl, a.o. Professorin am Institut für Religionswissenschaften an der Universität Graz

Titel: Tempel und Kerker. Körper und Sexualität im spätantiken Christentum zwischen Bibel und Gnosis

 

 

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Repliken aus Weltkirche, von Betroffenen und Synodalen

Repliken von Prof. Dr. Fryderyk Zoll, Professor für Europäisches und Polnisches Privatrecht sowie Rechtsvergleichung an den Universitäten Osnabrück und Krakau (Mitglied des polnischen „Kongresses der Katholikinnen und Katholiken“), und von Prof. Dr. Johannes Brantl, Professor für Moraltheologie an der Universität Trier (Mitglied im Synodalforum 4 „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“)

 

 

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Annette Langner-Pitschmann

Prof. Dr. Annette Langner-Pitschmann, Professorin für Theologie in globalisierter Gegenwart an der Universität Frankfurt am Main

Titel: Vieldeutige Signale. Die Kultur des Eros und die Bewertung von Ambiguität

 

 

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Ali Ghandour

Dr. Ali Ghandour, M.A., Wiss. Mitarbeiter am Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster

Titel: Geschichte der Sexualität im Islam

 

 

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Carola Roloff

Dr. Carola Roloff, Gastprofessorin im Bereich Buddhismus und Dialog in Modernen Gesellschaften an der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg

Titel: Lust und Sexualität im Buddhismus

 

 

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Simone Paganini

Prof. Dr. Simone Paganini, Professor für Bibeltheologie an der RWTH Aachen

Titel: Er erkannte sie, und sie wusch ihm die Füße. Von der unwiderstehlichen Leidenschaft der biblischen Liebe

 

 

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Repliken aus Weltkirche, von Betroffenen und Synodalen

Repliken von Prof. Dr. Fryderyk Zoll, Professor für Europäisches und Polnisches Privatrecht sowie Rechtsvergleichung an den Universitäten Osnabrück und Krakau (Mitglied des polnischen „Kongresses der Katholikinnen und Katholiken“), und von Hendrik Johannemann, Wiss. Mitarbeiter am Institut für Koreastudien der FU Berlin

 

 

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Anton Friedrich Koch

Prof. Dr. Anton Friedrich Koch, Professor em. für Philosophie an der Universität Heidelberg

Titel: Identität, Individuation und die kosmische Unentbehrlichkeit des Menschen

 

 

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Ilka Quindeau

Prof. Dr. Ilka Quindeau, Psychoanalytikerin in eigener Praxis und Professorin für Klinische Psychologie und Psychoanalyse an der Frankfurt University of Applied Sciences; gegenwärtig am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin

Titel: Männlich, weiblich, divers. Wie entwickelt sich Geschlechtsidentität?

 

 

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Heinz-Jürgen Voß

Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, Professor für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg

Titel: Die Bedeutung von Sexualität für eine gelungene Menschwerdung

 

 

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Repliken aus Weltkirche, von Betroffenen und Synodalen

Repliken von Prof. Dr. Johannes Brantl, Professor für Moraltheologie an der Universität Trier (Mitglied im Synodalforum 4 „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“) und von Mara Klein, Student:in Katholische Theologie und Englisch an der Universität Halle-Wittenberg (nicht-binäres U30-Mitglied der Synodalversammlung)