Offizielles Side-Event zur Münchner Sicherheitskonferenz
KATHPRESS-Tagesdienst
10. Februar 2020 - Am Donnerstag wird der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bei der Sicherheitskonferenz erstmals selbst eine Podiumsdiskussion bestreiten. Seine Gesprächspartner sind zwei ehemalige Außenminister aus Deutschland und den USA: Joschka Fischer und Madeleine Albright. Es geht um ein Thema, das derzeit wenig Fürsprecher hat in der internationalen Politik: atomare Abrüstung. (...) Kardinal Marx will mit seinen prominenten Gesprächspartnern am Vorabend der offiziellen Eröffnung der Münchner Sicherheitskonferenz über die Erfolgsaussichten der päpstlichen Initiative reden - angesichts neuer Nuklearwaffenprogramme in Nordkorea und Iran sowie der Erosion multilateraler Abkommen.
Christoph Renzikowski
KNA - Korrespondentenberichte
10. Februar 2020 - Es war Papst Franziskus, der zuletzt in beispielloser Schärfe Bau und Besitz von Atomwaffen als unmoralisch verurteilte. Für seinen Appell, Frieden ohne solche Waffen zu schaffen, nutzte Franziskus im vergangenen November einen Besuch im japanischen Hiroshima, also den Ort des ersten Atombombenabwurfs der Geschichte. (...) Die auf 300 Zuhörer begrenzte Veranstaltung in der Katholischen Akademie in Bayern sei 24 Stunden nach ihrer Ausschreibung ausgebucht gewesen, das Medieninteresse enorm. "Diese Resonanz hat uns dann doch überrascht", sagt Akademiedirektor Achim Budde und hofft, dass "die guten kirchlichen Impulse" zum Thema eine Brücke bauen zwischen der von vielen als hermetischer Zirkel wahrgenommenen Sicherheitskonferenz und "denen da draußen".
Christoph Renzikowski
KATHPRESS-Tagesdienst
14. Februar 2020 - Die früheren Außenminister der USA und Deutschlands, Madeleine Albright und Joschka Fischer, haben die politisch Verantwortlichen weltweit zu neuen Gesprächen über die Abrüstung atomarer Waffen aufgerufen. (...) Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx kritisierte bei der Veranstaltung, dass Atomwaffen heute nicht mehr als Abschreckung gesehen würden. Statt dessen werde suggeriert, deren neue Generation sei besser beherrschbar und gehöre ins normale Kriegsarsenal.
Barbara Just
KNA-Korrespondentenbericht
14. Februar 2020 - Ein wirklicher Coup ist der Akademie da zusammen mit der Hochschule für Philosophie der Jesuiten und der Deutschen Kommission Justitia et Pax gelungen. Deklariert als offizielles Side-Event zu Münchner Sicherheitskonferenz, diskutierten diese drei Prominenten darüber, ob der einstige Plan, nukleare Waffen weltweit zu verbannen, immer noch ein Auftrag sei - oder längst Illusion. (...) Die Politik im Westen habe die Priorität solcher Verhandlungen nicht mehr im Blick gehabt und das Thema den Experten überlassen, kritisiert Fischer. Die aber interessierten sich nur für die moderne Technik der Waffen.
Barbara Just
Publik-Forum
Nr. 4, Februar 2020 - Es gibt derzeit keinerlei nennenswerte Verhandlungen über Abrüstung. "Ich möchte mich nicht in die Zeit des Kalten Krieges zurücksehnen", sagte Madeleine Albright gleich zu Beginn, "aber damals gab es wenigstens Diskussionen über Waffenkontrolle und Versuche, den Horror eines Atomkrieges irgendwie zu bannen. Wir hatten eine Infrastruktur aus Verträgen und regelmäßigen Gesprächen. All das ist untergraben worden." Heute fehle es an Wille, Haltung und Diplomatie. Längst hat die Gier nach Atomwaffen zahlreiche Regionalmächte ergriffen. "Alle wollen ein Nuklearprogramm. Aber nicht, weil es ihnen an Energie mangelt", sagt Joschka Fischer. Zuletzt habe die Türkei entsprechende Vorhaben angekündigt. Weil auch die bereits vorhandenen Atommächte gigantische Summen investieren, um ihre Atomwaffen zu modernisieren, ist ein neuer atomarer Rüstungswettlauf in vollem Gang.
Michael Schrom
erzbistum-muenchen.de/newsPressemitteilung
14. Februar 2020 - Kardinal Reinhard Marx fordert einen umfassenden gesellschaftlichen Diskurs, um atomare Gefahren zu thematisieren und die Abschaffung von Atomwaffen voranzubringen: „Der Diskussionspegel muss steigen.“ Das Ziel müsse immer lauten, „wie schaffen wir Frieden und nicht, wie finden wir Möglichkeiten, Krieg zu führen?“ (...) Es stehe außer Frage, dass es schwer sei, global mehr gegenseitiges Vertrauen zu schaffen und so Atomwaffen langfristig beseitigen zu können, räumte der Kardinal ein. „Eine der wichtigsten Ressourcen, die wir als Kirche einzubringen haben, ist Hoffnung. Sie ist das Kernelement, damit wir schwierige Schritte gehen können und nicht sagen, es hat ohnehin keinen Zweck.“
hs
Der Neue Tag
15./16. Februar 2020 - Kardinal Marx verweist auf Gespräche über "new smart nuclear weapons" (neue smarte Atomwaffen), über die Idee, dass Atomwaffen Teil der normalen, also der konventionellen Kriegsführung sein könnten und dass Atomwaffen beherrschbar sind. Der Münchner Erzbischof fordert, der Debatte über den "gerechten Frieden" wieder mehr Schwung zu verschaffen. Für den Christen und Sozialethiker wird zu viel über den "gerechten Krieg" gesprochen. Für seine Aufforderung, Deutschland solle den Nuklearwaffen-Bann der Vereinten Nationen unterstützen, erhält Kardinal Marx von Fischer keinen Zuspruch. Der ehemalige Bundesaußenminister verweist auf transatlantische Partnerschaft, die für Deutschlands Sicherheit essenziell sei.
Alexander Pausch
Münchner Kirchenzeitung
23. Februar 2020 - "The world is a mess - Die Welt ist ein Chaos." Mit dieser knappen und klaren Analyse der aktuellen Situation eröffnete Madeleine Albright die Diskussion. Für die 82-jährige steht fest: "Wir brauchen ein Verbot von Nuklear-Waffen." Da diese Forderung allerdings nicht von heute auf morgen umgesetzt werden könne, gehe es vor allem darum, "jetzt die richtigen Schritte zu tun". (...) Fischer wies zunächst auf die Veränderung der politischen Machtverhältnisse hin. "Wir haben immer noch ein Rüstungskontrollregime aus dem Kalten Krieg", erklärte er. Allerding sei die Bedeutung der neu hinzugekommenen Nuklearmächte wie China, Indien und Nordkorea kaum zu überschätzen. (...) Dass Religionen für kulturelle Abgrenzungen als "Instrumente des Unfriedens" missbraucht werden könnten, darauf wies Kardinal Marx hin. Er appellierte, sie vielmehr als "Werkzeuge des Friedens" einzusetzen und machte die Hoffnung als wichtige christliche Ressource für die Problematik aus. (...) Auch auffallend viele Jugendliche und junge Erwachsene zählten zu den Gästen des Gesprächsabends, unter ihnen einige Zwölftklässler des Münchner Theresien-Gymnasiums.
Katharina Zöpfl