Migration gab es durch alle Geschichtsepochen hindurch. Vielfach war sie ein Phänomen der großen Zahl. Allerdings hat sie heute Ausmaße angenommen, die jede Vorstellungskraft sprengen: 2014 waren weltweit rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Und immer wieder stehen Menschen in den Aufnahmeländern vor der Frage, wie nun umzugehen sei mit den Ankommenden. Bereits 1908 hatte der Soziologe Georg Simmel geschrieben, der Migrant sei ein „Gast, der heute kommt und morgen bleibt“.
Die Herausforderung ist nicht neu. Zu Beginn eines solchen Prozesses standen sich oft Ansässige und Ankommende fremd, irritiert, oft sogar feindlich gegenüber. Streng wurde in „Wir“ und „Ihr“ getrennt. „Wir“, das waren die Einheimischen, „Ihr“ die „Anderen“, die oft nichts besaßen. Das galt für Glaubensflüchtlinge nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 oder im Dreißigjährigen Krieg, für Auswanderer aus Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert, für jüdische Emigranten während der NS-Zeit, für Flüchtlinge und Vertriebene oder Arbeitsmigranten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es gilt für Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylsuchende in unserer Zeit.
Prof. Dr. Marita Krauss von der Universität Augsburg fragte am 21. September 2016 in der Katholischen Akademie danach, wie es in der Geschichte gelang, diese Konfrontationen aufzuheben und die Ankömmlinge in die Gesellschaft aufzunehmen.