In der Nacht vom 24. zum 25. April 1915 verhafteten Einheiten der Geheimpolizei des Osmanischen Reiches führende Intellektuelle der armenischen Gemeinde in Konstantinopel. Sie wurden nach Anatolien deportiert, die meisten von ihnen ermordet. Dies war der Auftakt zur systematischen Vernichtung der Armenier, der größten christlichen Minderheit im Osmanischen Reich. Bis 1918 fielen ihr über eine Million Menschen zum Opfer.
Hintergrund des Massenmordes, den die offizielle Türkei bis heute leugnet, waren Bestrebungen, ein einheitliches Reich zu schaffen, die türkische Sprache als Einheitssprache und den Islam als alleinige Religion durchzusetzen. Das Deutsche Reich, Alliierter des Osmanischen Reiches, ließ seinen Verbündeten, abgesehen von halbherzigen Protestnoten, gewähren. Wie nur wenige setzte sich der Theologe und Orientalist Johannes Lepsius mit dem von ihm gegründeten Armenischen Hilfswerk für die Armenier ein und prangerte vehement deren Ausrottung an, die auch im literarischen Schaffen von Armin T. Wegner, einem Augenzeugen des Geschehens, und Franz Werfel eine zentrale Rolle spielt.
Unsere Veranstaltung wenige Tage vor dem 24. April, der weltweit von den Armeniern als Gedenktag an den Genozid begangen wird, will an das Verbrechen an den Armeniern vor 100 Jahren erinnern. Sie reiht sich ein in eine Vielzahl an Gedenkfeiern; so wird etwa auch Papst Franziskus am 12. April im Petersdom einen Gottesdienst mit den armenisch-katholischen Bischöfen im armenischen Ritus feiern.
Zum Thema „Der evangelische Theologe und Orientalist Johannes Lepsius (1858-1926) und die deutsche Armenierhilfe“ referierteDr. Axel Meißner, Pfarrer in Schkeuditz.